Mitgliederversammlung 2024 in Berlin
Der Gemeinschaftsraum des AHK-Pflegeteams in der Blücherstraße in Berlin war liebevoll vorbereitet (dafür ein ganz herzliches Danke an Frau Ute Krüger und Herrn Thomas Pfeiffer von AMPO). Und so fühlten sich die 17 Mitglieder und Gäste, die zur MV gekommen waren, richtig wohl. Ganz besonders freuten wir uns, den Botschafter von Burkina Faso in Berlin, Herrn Prof. Dr. Ouoro, zusammen mit seinen beiden Mitarbeiterinnen Frau Fayama (sie war bereits letztes Jahr auf der MV in Lahnstein dabei) und Frau Sondo sowie Frau Exner, Honorarkonsulin in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern, begrüßen zu dürfen.
Nach einer Vorstellungsrunde der Teilnehmer und einer Situationsbeschreibung von Burkina Faso durch den Botschafter – wir gehen darauf später intensiver ein – wurden die Pflichttagesordnungspunkte schnell abgearbeitet. Spannend wurde es beim Tagesordnungspunkt 10, der Wahl der Vorstandsmitglieder. Während der Vorsitzende wieder kandidierte (das allerdings zum letzten Mal) und auch wieder gewählt wurde, mussten die beiden anderen Vorstandsmitglieder neu gewählt werden. Unser neuer stellvertretender Vorsitzender ist Dr. Rüdeger Schlaga, Vorsitzender des Freundeskreises Hofheim-Tenkodogo, und unser neuer Schatzmeister Erwin Wiest, Vorsitzender des Fördervereins Piéla – Bilanga in Steinhausen.
Ein Neuanfang ist immer mit einem Abschied verbunden. Klaus Hofmann war 12 Jahre stellvertretender Vorsitzender der DBFG, Ute Krüger übernahm zusammen mit Britta Sacadati im vergangenen Jahr in einer schwierigen Situation kommissarisch das Amt der Schatzmeisterin und Dr. Ullrich Schubert, Gründungsmitglied der DBFG und von Anfang an im Vorstand aktiv, gehörte zwar nicht mehr dem Vorstand an, weil wir den Vorstand mit der Satzungsänderung 2012 auf drei Mitglieder verkleinert hatten, war aber u.a. seit 26 Jahren unser Webmaster. Ihnen dankte der Vorsitzende im Namen der DBFG ganz herzlich für alles, was sie in dieser Zeit geleistet hatten.
Schon in seiner Einführung hat sich der Botschafter – auch im Namen seiner Regierung – ganz herzlich bei den Vereinen und Kommunen für ihre Zusammenarbeit und Unterstützung der Menschen in Burkina Faso bedankt. Burkina sei in einer sehr schwierigen Lage und diese Solidarität mache Hoffnung. Er sähe eine wichtige Ursache für die Destabilisierung des Sahels durch Terrorgruppen in der Zerschlagung aller staatlichen Strukturen in Libyen. Dazu kämen dann noch die Klimaveränderung, die sich im Sahel u.a. durch große Trockenheit bemerkbar mache, und die Perspektivlosigkeit insbesondere der Jüngeren.
Auf die Bemerkung, die neue Nähe Burkina Fasos zu Russland würde es den Vereinen vor allem in den fünf neuen Bundesländern schwerer machen, Spenden einzusammeln – viele sehen in Russland, dem Nachfolger der Sowjet-Union, immer noch die Unterdrücker-, die Besatzungsmacht –, antwortete er, dass Burkina Faso keine eigene Waffenproduktion habe. Unter Kaboré habe man versucht, Waffen in den westlichen Ländern zu kaufen, denn mit einem Gewehr für zwei Soldaten könne man sich nicht gegen die Aggressoren wehren. Das hätten die westlichen Länder abgelehnt. Folglich musste man sich an andere Länder wenden. Und wenn man Waffen aus China, Russland und der Türkei habe, brauche man auch Instrukteure aus diesen Ländern, die die burkinischen Soldaten in die Waffensysteme einführten. Das heiße aber nicht, dass man damit die freundschaftlichen Beziehungen zu anderen Ländern wie Deutschland abbreche.
Und es seien ja auch nicht nur die Beziehungen auf Regierungsebene, eine ganz wichtige Rolle spielten die Kontakte, die durch die Vereine aufgebaut würden und deren nicht zu unterschätzender Beitrag die zwischenmenschlichen Beziehungen seien.
Er glaube nicht, dass dieser Konflikt im Sahel schnell zu lösen sei, auch wenn inzwischen einige Fortschritte zu sehen seien und die Menschen in einige Dörfer zurückkehren konnten. Er glaube auch nicht, dass er allein militärisch gelöst werden könne. Es sei ein großes Problem, dass wir insbesondere in Konfliktsituationen viel zu wenig versuchten, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Kommunikation untereinander könne zu einem besseren gegenseitigen Verstehen führen und würde damit bei der Konfliktlösung eine wichtige Rolle spielen. Überhaupt wäre es sehr wichtig, übereinander viel mehr zu wissen. Es müssten Informationsstrategien entwickelt und umgesetzt werden.
Sicher entsteht jetzt der Eindruck, dass der Botschafter einen langen Monolog hielt. Das stimmt nicht und ich bitte diesen Eindruck zu entschuldigen. Es war ein lebhaftes und engagiertes Gespräch miteinander.
Zum Schluss wies der Botschafter noch einmal darauf hin, dass Burkina Faso momentan in einer überaus schwierigen Situation sei. Es sei die bedrohlichste Lage seit der Unabhängigkeit Burkina Fasos und es würden sicher auch Fehler gemacht. Aber diese Solidarität, diese Hilfe, diese Zusammenarbeit und die zwischenmenschlichen Kontakte, die die Vereine leisteten und am Leben hielten, seien für ihn ein Zeichen der Hoffnung und machten Mut. Und dafür danke er noch einmal ganz herzlich.
Am Ende blieb bei den Teilnehmern der Eindruck, dass ein sehr konstruktiver Meinungsaustausch stattgefunden hat, auch wenn einige wichtige Themen wie die Situation der Menschenrechte nicht angesprochen wurden.
Christoph Straub, Vorsitzender der DBFG
Fotos: Erwin Wiest