Historische Orte der Eisenverhüttung in Burkina Faso

Es gibt in Burkina Faso fünf Orte, an denen bereits in früheren Zeiten Eisen verarbeitet wurde: Tiwêga, Yamané (Nimpuy), Kindibo, Békuy und Douroula. Jeder dieser Orte ist ein vollständiges Zentrum für Mtallverarbeitung. da man hier sowohl die Minen für die Erzgewinnung. Werkstätten für die Reduktion des | Eisenerzes in Öfen, als auch Schmiedewerkstätten und Wohnungen für die Bergarbeiter findet.

Provinzen, in denen die fünf Eisenwerke liegen

DER FUNDORT TIWÊGA 

Das Dorf Tiwêga befindet sich in der Provinz Sanmatenga. An diesem Ort stehen noch drei aufrechte Schmelzöfen. es gibt einige Fundamente für Öfen und man findet Ablage-rungen von Ofenschlacken. Wohn-häuser usw… Die beiden am besten erhal-tenen Öfen sind sog. „Rennöfen“ und haben eine Höhe von ca. 2.60 m mit einem kegel-stumpfformigen Aufbau. Der untere Teil besteht aus Bruchstücken von Rohren (für die Luftzufuhr) und einem Putz aus Lehmerde, während der obere Teil aus Schlackenfragmenten besteht. Alle zwei Jahre findet in Wedbindé in ca. 10 km Entfernung ein Fest statt, bei dem sich Metallarbeiter treffen und Eisenerze verhütten. Die früheren Treffen haben zur Gründung eines Museums geführt, in dem Erzöfen der Moaga, Sénoufo, Dogon und Haussa usw… ausgestellt sind.

Links: der Fundort Tiwênga, rechts: Der Fundort Yamanê/Nimpuy.

DER FUNDORT YAMANÊ/NIMPUY 

Der Ort Yamané/Nimpuy liegt in der Provinz Oubritenga und Sanmatenga. Er befindet sich auf dem Gelände von Nimpuy, das zum Bezirk des Häuptlings von Imiougou in der Provinz Sanmatenga, ungefähr 75 km nördlich von Ouagadougou, gehört. Die beiden wichtigsten Öfen haben eine Höhe von 2,10 m. Weiterhin findet man dort zahlreiche Ofen-Fundamente verschiedener Art, Ansammlungen von Schlacken, Eisenerzminen und von Menschen geschaffene Hügel.

DER FUNDORT KINDIBO 

Der Fundort Kindibo befindet sich in der Provinz Zondoma. Dort kann man drei kegelstumpfförmige Öfen sehen, die bis zu 2,30 m hoch sind. Außerdem findet man dort Gruben für den Eisenerz-Abbau, Fundamente für traditionelle Erzöfen der Moaga und Wohnhäuser. Der Fundort Kindibo ist heute noch sehr lebendig, denn er schließt an ein Viertel mit Schmiedewerkstätten an. Die Handwerker dort stellen tagtäglich Werkzeuge aus Eisen und Tonwaren her.

DER FUNDORT BÉKUY 

Der Fundort Békuy befindet sich auf der Verbindungsachse zwischen Bobo Dioulasso und Dedougou, 110 km südlich von Dedougou. Er unterscheidet sich von den vorgenannten Fundorten durch seine eingegrabenen Öfen. Im Gegensatz zu den anderen Orten, wo die Öfen frei auf der Erde stehen, wurden sie hier in teilweise mehr als 2 m tiefen Gräben aufgebaut. Außerdem kann man hier eine Eisenerz-Mine und beeindruckende Anhäufungen von Schlacken sehen, die teilweise über 11 m hoch sind. Da sich der Fundort in dem ausgedehnten und geschützten Waldgebiet von Maro befindet, kann man dort auch auf Elefanten treffen.

DER FUNDORT DOUROULA 

Der Fundort Douroula befindet sich 25 km nördlich von Dedougou in Richtung Tougan. An diesem Ort steht leider kein gut erhaltener Ofen mehr, aber er ist einmalig, weil er der älteste bisher in Burkina Faso bekannte Fundort von Eisenverhüttung ist. Man datiert ihn auf das 8. Jahrhundert vor Christi Geburt. An dem Ort befindet sich auch eine Eisenerz-Mine und die größte Ansammlung von durch Menschenhand geschaffenen Hügeln. Das Volkskundemuseum von Douroula gibt einen interessanten Überblick über die archäologischen Funde in dieser Region und wurde geschaffen, um das kulturelle Potential dieser Stadt zu unterstreichen.

Rest eines halb eingegrabenen Ofens in Douroula aus dem 8. Jh. vor der Zeitwende

Die Orte der historischen Eisenverhüttung wurden am 5. Juli 2019 vom UNESCO-Welterbekomitee in Baku, Aserbaidschan, in die Welterbeliste aufgenommen. Für die UNESCO sind diese Orte unter anderen repräsentativ für die im Land vorhandenen technischen Fähigkeiten. Die Erhaltung dieser teilweise noch sehr gut erhaltenen Öfen ist somit gesichert, was in Westafrika eine Ausnahme darstellt, und einmalige Zeugnisse für die geschichtliche Entwicklung des Hüttenwesens liefert.

Ki Léonce, Archäologe. Direktor der Weltkulturerbestätten (DSCPM) im Ministerium für Kultur, Kunst, Tourismus, Burkina Faso

Übersetzung: Tilman V. Berger