Erde der Kinder

Da ich leider erst im Jahr 2020 die Deutsch-Burkinische Freundschaftsgesellschaft kennengelernt habe, erlaube ich mir einen kurzen Rückblick darauf, wie ich mit Burkina Faso in Verbindung kam. 

Im November 2008 waren ein Freund und ich mit dem Fahrrad in Mali und Burkina Faso unterwegs. Auf unserer Tour besuchten wir auch den Südwesten von Burkina, um uns die bizarren Gesteinsformationen der (Aiguilles) Pics de Sindou anzusehen. In diesem Dorf Sindou kam es zu dem Kontakt mit dem Lehrer Solo, der mit Franzosen eine Patenschaftsorganisation für Waisenkinder gegründet hatte, aus dem sich die Franzosen jedoch zurückgezogen hatten. Wieder in Deutschland, haben wir beschlossen, auf privater Basis über den Lehrer Solo mit einem monatlichen Betrag von € 12.- einem Patenkind den Schulbesuch zu ermöglichen. Schulgeld, Schulkleidung, teilweise Schulmaterial, gesundheitliche Betreuung und Unterstützung der Familie sind mit diesem Betrag, den wir inzwischen auf € 15.- monatlich erhöht haben, abgedeckt. 

So entstand 2009 «Erde der Kinder» als Deutsche Organisation, die seit dem 01.12.2014 ein eingetragener Verein ist. Wir unterstützen derzeit 150 Kinder. Unsere regelmäßigen Besuche haben bestätigt, dass die Unterstützung dringend benötigt wird. Daneben versuchen wir, mit den Spendengeldern die allgemeine Dorfentwicklung zu fordern. 

Seit 11 Jahren besuche ich jedes Jahr die Kinder und die Projekte. Alles hängt von den Personen vor Ort ab. Glücklicherweise habe ich neben Solo zwei weitere vertrauenswürdige Menschen gefunden, die die Projekte betreuen. 

Ganz wichtig war mir die Verbesserung der Infrastruktur. Dazu gehörte: 

  • Trinkwasserbrunnen für das abgelegene Dorf Sindou Koroni 
  • Stromanschluss für das Gymnasium und zwei Grundschulen 
  • Solarstrom für die Grundschule in Dinauro, einem einsam außerhalb gelegenen Dorf
  • Für die Frauen dieses Dorfes errichteten wir ein Alphabetisierungszentrum. Dazu gehörte die Einstellung einer Lehrerin und Unterrichtsmaterial.

 Das Ziel der Schüler ist das Abitur. Und was kommt dann? Diese Frage beschäftigte mich von Anfang und leider waren alle meine Bemühungen bisher umsonst. Was fehlt in dieser Region, ist ein Ausbildungszentrum ähnlich einer Berufsschule. Ein bescheidender Versuch stellt jetzt der Bau eines Nähzentrums dar, in dem mehr als 20 Frauen und Mädchen, von zwei Schneiderinnen unterrichtet, eine 3-jährige Lehre absolvieren mit dem Ziel der späteren Selbständigkeit. Das funktioniert sehr gut.

 Auch haben wir einen Computerraum eingerichtet, in dem ein Experte Lehrer und Schüler unterrichtet. Das war notwendig, da vor 10 Jahren kein Lehrer im Gymnasium mit Computern etwas anfangen konnte. In dem Dorf und der Umgebung leben viele Menschen, die kein Geld haben. Sehr hautnah miterlebt habe ich das bei einem inzwischen mit mir befreundeten Mann, der ein Medikamenten-Depot betreibt. Er hat nun ein von uns eingerichtetes Spendenkonto, aus dem er absolut mittellosen Kranken Medikamente finanziert. In den vergangenen Jahren versorgt er vermehrt Säuglinge, deren Mutter bei der Geburt gestorben sind, mit Trockenmilch. Nur so können sie überleben. Jedes Patenkind erhält ein Moskitonetz als Vorbeugung gegen die weit verbreitete Malaria. 

Unser bisher grösstes Projekt ist der Bau eines Waisenhauses. Drei Schlafräume und das Verwaltungsgebäude mit Essraum sind, bis auf die Inneneinrichtung, jetzt fertiggestellt. 

Die Finanzierung des von Frau Bado organisierten Projektes übersteigt immer wieder unsere Möglichkeiten. 

Schon die Bohrung des 82m tiefen Trinkwasserbrunnens mit Speicher und Solarpumpe war wesentlich kostspieliger, als von uns erwartet. Das Ganze muss mit einer Mauer geschützt werden. Auch daran hatte keiner von uns gedacht. 

Der Wunsch der Lehrer und Patenkinder aus den abgelegenen Dörfern, dass die begabten Schülerinnen und Schüler das Gymnasium besuchen können, hat uns vor neue Aufgaben gestellt. So sind wir dabei, Grundhütten zu bauen, in denen Jugendliche leben können. Das Ganze ist noch im Werden. Auch dort wird es wichtig sein, dass ein Wächter und Betreuer vor Ort ist. Gerne hätte ich, dass die Schülerinnen und Schüler in dem großen Gelände Gemüse zum Eigenverzehr selbst anbauen.

 Bisher habe ich auf meinen jährlichen Reisen immer Solarlampen mitgebracht oder über Deutschland organisiert. Jetzt dürfen diese jedoch nicht mehr per Post befördert werden, was sehr schade ist. 

Nicht vergessen möchte ich, dass wir uns in der Region Leraba-Sindou dafür einsetzen, dass Zwangsheirat abgeschafft und die Beschneidung der Mädchen nicht mehr praktiziert wird. 

Gerne würde ich auch 2020/2021 wieder nach Burkina Faso reisen, wenn die Umstände, namentlich Corona und der Terror, es zulassen. 

Siegfried Straub, Niefern-Öschelbronn, im September 2020