Die Mode in Afrika und der berühmteste Baumwollstoff „Wax hollandais“
Ist der verbreiteste Stoff Afrikas tatsächlich afrikanisch?
Der berühmte Stoff, genannt Wax, nimmt in der Tradition afrikanischer Gesellschaften einen großen Platz ein und wird häufig als ein Element der kulturellen Identität des afrikanischen Kontinents betrachtet. Für die meisten Afrikaner*innen ist Wax nicht nur ein Teil ihrer Kleidung, sondern ein Referenzwert, ein Zeichen der sozialen Anerkennung, ein offensichtliches und von allen akzeptiertes Symbol. Der Wax wird so auch bei vielen großen Ereignissen des Lebens genutzt: Verlobung, Hochzeit, Taufe, Abschlussfeier, Geburtstag, Begräbnis, Nationalfeiertage. Aber auch in die täglichen Kleidungsgewohnheiten ist der Wax in mehreren afrikanischen Ländern, vor allem in den westafrikanischen, integriert.
Aber was sagt uns die Geschichte hinter diesem Stoff?
Die Geschichte des Wax reicht bis ins 17. und 18. Jahrhundert zurück. Es war die Zeit der Kolonisierung Indonesiens durch die Niederländer. Aufgrund zahlreicher Aufstände des Volkes hatten diese Eindringlinge Schwierigkeiten, sich dort niederzulassen. Dann heuerten sie Söldner*innen an, die an der Westküste Afrikas rekrutiert wurden. Zurück in ihrer Heimat brachten diese afrikanischen Söldner*innen einen typisch indonesischen Stoff mit: Batik. Der Baumwollstoff, genannt Wax, eroberte die Herzen ihrer Landsleute und damit neue Konsumentinnen.
Dies war eine Chance für die Niederländerinnen, die sie ergreifen mussten. Sie schafften daher Fabriken mit Techniken inspiriert vom indonesischen Wachsdruck. Erst in den 1960er Jahren wurden die allerersten afrikanischen Fabriken zur Herstellung von Wachsgeweben errichtet. Der Stoff wurde so zum Träger einer Botschaft durch gedruckte Muster, die afrikanische Kulturen, das tägliche Leben oder eheliche Beziehungen darstellen. So trugen vor allem Frauen diesen Stoff ; er kennzeichnet sie bis heute als typische afrikanische Frau.
Der Wax hat verschiedenen Qualitäten und die höchste Qualität genannt „Wax Hollandais oder „Super Wax“ oder auch „VLISCO“ ist bis heute ein Zeichen des Reichtums in vielen afrikanischen und vor allem westafrikanischen Ländern. In Togo zum Beispiel, dem Zentrum des Wax in Westafrika mit den berühmten „Nana Benz“, ist der Wax ein Zeichen einer selbstbewussten Frau in ihrer Ehe. Der Begriff „Nana Benz“ stand seit den 60ern in Afrika für die Geschäftsfrauen, die den Wax auf dem größten Markt von Lomé verkauften. Sie konnten sich mit ihren Benefits sogar einen Mercedes Benz leisten, daher der Name „Nana Benz“.
Der Wax ist also der oben erzählten Geschichte zufolge kein authentischer „afrikanischer Stoff“. Aber erstaunlich ist, wenn man von afrikanischem Stoff hier in Europa spricht, denkt man sofort an den farbigen Wax. Eine Tatsache, die eigentlich kulturell nicht akzeptabel ist, denn es gab in Afrika vor der Kolonialzeit Stoffe, die von den lokalen Künstlerinnen hergestellt werden. Heutzutage sind diese Stoffe zwar auf dem Mark repräsentiert, aber leider vom Wax dominiert. Obwohl ihre Produktionsweisen nachhaltiger als bei dem Wax sind, denn sie sind oft per Hand produziert.
Diese lokal produzierten Stoffe sollten die wahre afrikanische Baumwoll-Kultur und Mode darstellen, wenn sie mehr finanzielle Unterstützung bekommen würden.
Die große Frage ist nun, ob man weiterhin den Wax als afrikanischen Stoff bezeichnen soll. Und ob diese Menschen, die die Förderung der afrikanischen Kultur und die Nutzung des Wax hier in den westlichen Ländern unterstützen, sich nicht über die wahre Identität der Mode in Afrika irren.
Ameyo Dick in LoNam vom Dez. 20/Jan. 21