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Auswirkungen des Klimawandels in Burkina Faso:
Herausforderungen und Aussichten für die Zukunft

Seit mehr als 30 Jahren hat Burkina Faso unter dem globalen Phänomen des Klimawandels zu leiden. Seine Lage mitten im Kontinent und seine geringe Entwicklung auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene verschlimmern jedoch die Auswirkungen des Klimawandels auf eine hauptsächlich ländliche Bevölkerung, die vorwiegend vom Regenfeldbau und von der Tierzucht lebt. Der Klimawandel ist durch das Zusammenwirken natürlicher und menschengemachter Faktoren bedingt, die sich konkret in einer Erhöhung der mittleren Temperatur und die Zunahme von extremen Klima-Ereignissen, wie Hitzeperioden, Trockenheit und Überschwemmungen äußern. Das Thema ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuchungen, die alle sehr aufschlussreich und besorgniserregend sind (Dipama 2009, 2014, Ouédraogo 2010, Zombré 2012, Karambiri 2017). Der vorliegende Artikel soll eine Zusammenfassung der Daten und Informationen bieten, anhand derer die Realität des Klimawandels in Burkina Faso verständlich wird und welche Herausforderungen und Zukunftsaussichten sich mittelfristig daraus ergeben.

Anhaltspunkte für den Klimawandel in Burkina Faso

Durch seine Lage zwischen dem 10. und dem 15. Breitengrad Nord unterliegt Burkina Faso einem tropischen Klima mit wechselnden Jahreszeiten: einer langen Trockenperiode von November bis Mai und einer kurzen Regenzeit von Juni bis Oktober mit unterschiedlichen Jahres-Niederschlagsmengen von 600 mm im Norden bis zu 1100 mm im Süden (Anm.d.Red.: in Deutschland zwischen 400 mm und 800 mm, in den Gipfellagen der Mittelgebirge und den Alpen bis zu 1800 mm). Zurückblickende Untersuchungen der Dynamik der wichtigsten Klima-Parameter (Temperaturen und Niederschläge) im Verlauf der letzten dreißig Jahre (1981 - 2010) geben bereits Hinweise auf eine Klima-Krise (Sory S. 2008, Zombré E. 2013, Dipama, 2008, 2009, 2014).

Eine Analyse der Temperaturmessungen an zehn repräsentativen Wettermessstationen des Landes zeigt eine deutliche Zunahme der Temperatur. Die Jahresmittelwerte sind im Zeitraum von 1981 bis 2010 überall in einer Größenordnung von 0,5 °C gestiegen. Räumlich gesehen hat sich die Isotherme von 29 °C im Breitengrad verschoben und die 27 °C-Isotherme ist im Land praktisch nicht mehr zu finden. Während desselben Klimaalle 1Zeitraums zeigen auch die Jahres-Niederschlagsmengen eine leichte Tendenz zur Zunahme.

Zusammenfassend ergibt die Analyse der Klima-Parameter für den Zeitraum von 1981 bis 2010 eine deutliche Zunahme der Temperatur und eine relative Steigerung der Niederschläge. Für Burkina Faso ergibt sich aus den einschlägigen Klima-Modellen eine Steigerung der mittleren Temperatur in der Größenordnung von 0,8 °C bis 2025 und sogar von 1,7 °C bis 2050. Im selben Zeitraum sollen die mittleren Niederschlagsmengen um 3,4 % bzw. um 7,3 % zurückgehen. Das lässt vorhersehen, dass in den kommenden Jahren die klimatische Situation des Landes geprägt sein wird von einem Wechsel zwischen Trockenperioden und gelegentlichen Starkregenfällen, wie wir sie jetzt schon erleben.

Die sozialen und ökonomischen Herausforderungen

Die Wirtschaft in Burkina Faso beruht im Wesentlichen auf Landwirtschaft und Weidewirtschaft, in denen fast 90 % der Erwerbstätigen beschäftigt sind und die zu mehr als 40 % zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Die Klimaverschlechterung betrifft diese empfindlichen Bereiche besonders, ebenso wie die Ökosysteme und die ländliche Bevölkerung, die über keine anderen Einnahmequellen verfügt.

In der Landwirtschaft bringen die fehlenden ebenso wie die zu starken Regenfälle sowie die Temperaturerhöhung den Bewirtschaftungskalender durcheinander, sie schädigen die Böden und erhöhen den Befall durch schädliche Insekten. Dadurch verringern sich die Ernteerträge. Auch in der Tierhaltung führen dieselben Klimaereignisse zu einem Rückgang der Futtermittelerzeugung, zum Austrocknen der Viehtränken und zur Zunahme von Tierseuchen, wodurch sich die viehwirtschaftliche Produktivität und der Tierbestand verringern.

Auch die Ökosysteme im Land leiden unter dem Klimawandel, da natürliche Lebensräume zerstört werden, Pflanzenarten verschwinden und Tierarten abwandern, so dass die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen abnimmt.

Schließlich leidet auch das menschliche Kapital des Landes, denn der Klimawandel führt zu Abwanderungsbewegungen und Epidemien, besonders der Malaria, und verschärft die Nahrungsmittelknappheit sowie die sozialen Spannungen.

Zukunftsaussichten

Angesichts der aktuellen und der zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels arbeitet Burkina Faso bereits an Strategien zur Anpassung und höheren Widerstandsfähigkeit.

Im Hinblick auf die Anpassung erweitern die Landwirte schon jetzt ihre Aussaatflächen und verkürzen die Brachezeiten. Außerdem praktizieren sie zunehmend die Agroforstwirtschaft und wenden Verfahren zum Erhalt von Gewässern und Böden an. Diese Methoden haben sich bereits im ganzen Land bewährt. Die Entwicklungspolitik und die Förderprogramme für die Land- und Weidewirtschaft bemühen sich verstärkt um eine Aufnahme des lokalen Wissens in die technologischen Maßnahmenpaketen, indem sie gemeinsames Handeln aller Beteiligten, d.h. der Bauernverbände, der NGOs und der technischen Dienste des Staats fördern.

Die Klimabelastungen in Burkina Faso bieten allerdings auch eine Möglichkeit, die Widerstandskräfte zu stärken. Eine Modernisierung der technischen Ausstattung der Klima-Messstationen des nationalen Wetterdienstes (Agence Nationale de la Météorologie) ermöglicht eine bessere Erkenntnis des Klimawandels und seiner Implikationen. Eine Förderung der wissenschaftlichen Forschung bietet außerdem die Gelegenheit zur Entwicklung neuer Varietäten mit höheren Erträgen, die besser an die agronomisch-ökologischen Gegebenheiten des Landes angepasst sind.

In unserer Zeit stellt der Klimawandel eine der größten Fragen und Herausforderungen für die Menschheit dar. In Burkina Faso zeigt er sich vor allem an durch eine Zunahme der Extremtemperaturen, eine Verringerung der Niederschläge, unterstrichen durch häufigere Trockenperioden und Überschwemmungen. Diese Ereignisse sind echte Verursacher einer Verschlechterung des biophysikalischen Raumes durch Bodenerosion und Wassermangel, sowie der natürlichen Ressourcen durch Entwaldung und Versiegen der Quellen. Um dem zu begegnen, haben staatliche Behörden, die Bevölkerung und unterschiedliche Partner verschiedene Maßnahmen und Aktionen unter der Bezeichnung Nationales Aktionsprogramm zur Anpassung an Klimaschwankungen und Klimaveränderungen (PANA)eingeleitet.

Jean-Marie Dipama, Professeur titulaire de géographie, Université Ouaga 1, Pr. Joseph Ki Zerbo

Übersetzung: Tilman V. Berger